Schlagwörter

, , , , , , ,

In der vergangenen Woche habe ich den ersten Schulbesuch außerhalb Kigali’s unternommen seit meiner Ankunft im Mai.

Theogene hat seit Anfang des Jahres Pateneltern und konnte die Ausbildung in einer Secondary Schule aufnehmen, nachdem er den Grundschulbesuch in der Primary School immer wieder für ein oder zwei Jahre unterbrechen musste, da für ihn kein Geld vorhanden war für Schulbücher, Material und Uniform. Im Jahr 2015 hat er endlich mit 14 Jahren seine Grundschule beendet, aber eine Ausbildung in einer Secondary School war für ihn außerhalb jeder Möglichkeit. Seine Mutter hat noch nicht einmal so viel Geld, dass sie ein kleines Zimmer mieten kann. Sie erhält jeweils von den Menschen eine Schlafgelegenheit und etwas zu essen, für die sie die Feld oder Hausarbeiten übernimmt.

P1140224

Ich habe Theogene und seine Mutter das erste Mal im Herbst 2015 in seinem Dorf im Bugesera Distrikt getroffen. Er war eines der Dorfkinder deren armselige Gegenwart ihre Zukunft ist. Er wurde mir von Susan vorgestellt. Er stand vor mir ohne ein Anzeichen von Freude und Lebensmut und für mich war selbstverständlich für ihn sogleich einen Antrag auf Patenschaft an den „Eine Weltkreis“ zu schicken. Als ich ihm im Januar mitteilen konnte, dass Pateneltern für ihn gefunden waren, hat mich das sehr gefreut. Selbstverständlich wollte ich so schnell wie möglich wissen, wie es ihm in seiner Internatsschule geht, dem College du Bon Pasteur in Kinazi, Ruhango in der Südprovinz. Leider war es mir im Februar nicht mehr möglich, ihn zu besuchen. Aber ich hatte mir vorgenommen, dass nach meiner Rückkehr an erster Stelle der Besuch von Theogene stehen wird

College Bon Pasteur, Kinazi

Am Donnerstag den 30. Juni bin ich mit Susan nach Kinazi gefahren. Der Ort liegt zwischen allen Hauptverbindungsstraßen, was uns eine lange, anstrengende Fahrt über Pisten zum Teil in sehr schlechtem Zustand bereitete. Doch die langsame Fahrweise eröffnete uns auch Ausblicke über Täler und Berge, wie sie auf den Hauptstrecken so nicht zu finden sind.

In dem College in Kinazi haben wir einen total veränderten Theogene getroffen. Er sah in seiner Schuluniform propper aus und strahlte Selbstvertrauen und Lebensfreude aus. Er begrüßte uns freute mit einem vollen Lachen. Er freute sich sichtbar über unseren Besuch. Theogene hat viel erzählt und sich mit Susan angeregt unterhalten. Er ist regelrecht aufgeblüht in der Schule. Als ich ihn voriges Jahr in seinem Dorf getroffen habe, machte er einen bedrückten Eindruck und sah noch kleiner aus, als er wirklich ist. Nun schaute er in seiner Schuluniform smart aus und er verhielt sich aufgeweckt. Er hat wohl sein Selbstwertgefühl wieder entdeckt und der Lernerfolg in der Schule bestätigt ihn.

Theogene & Susan

Es war mir eine große Freude Theogene zu treffen und zu sehen, dass es ihm gut geht und ihm das Leben und Lernen gut tut. Ich hatte mir einige Sorgen gemacht, wie er wohl zurechtkommt. Seine Mutter hat noch immer kein festes Zuhause und schlüpft weiterhin jeweils bei den Menschen unter, für die sie arbeitet. Ich kann mir nur kaum vorstellen, was es für Theogene bedeutet, in sicheren und geregelten Verhältnissen leben zu können solange er in dem Internat ist. Auch ist er dort als Schüler unter den anderen wegen seiner Persönlichkeit und seiner Leistung akzeptiert. In seinem Dorf gehört er zu den ärmsten Bittstellern und kann nur mit gesenktem Blick den anderen Menschen gegenüber auftreten.

Theogene, Susan & Sekretärin Jeanette

Von Kinazi nach Ruhango haben wir noch zwei Lehrer und eine Lehrerin, die hochschwanger war, im Auto mitgenommen. Von Kinazi – in der Mitte von weit weg – fahren nur wenige Busse. Wir waren in einer guten halben Stunden in Ruhango am Busbahnhof, haben uns von unseren Fahrgästen verabschiedet und sind weiter in den Süden nach Nyanza gefahren, um dort in der Gatagara Klinik für Orthopädie und der Schule für Menschen mit Behinderungen mit dem Direktor die Wiedereingliederung von Clemencé zu besprechen. Auch die Angelegenheit wurde erledigt und wir können das Kind zu Beginn des dritten Terms in die Schule bringen.

HVP Gatagara, Nyanza

Das war ein guter Tag: Einer unserer Studenten lernt mit Freude und fühlt sich wohl, eines unserer Kinder wird nach fast zwei Jahren Unterbrechung wieder in die Schule gehen können und dort auch wegen ihrer Spastik der Beine mit Physiotherapie behandelt werden. Das machte uns froh und wir fuhren unbeschwert zurück in unser schönes Zuhause.

Am nächsten Tag hatten wir eine Begegnung mit dem glücklichen Zufall durch ein schlimmes Ereignis – den ersten richtig großen Schaden an dem Auto. Rechts vorne war die Spiralfeder gebrochen, ist dann am Stoßdämpfer herab gerutscht und hat den Reifen auf der Innenseite aufgeschlitzt.

Wir waren nach Nyabugogo zum Markt gefahren, um Obst und Gemüse einzukaufen. Als ich nach dem Einkauf langsam aus der Parkposition losfuhr, habe ich schon vorne rechts ein Schleifgeräusch gehört und es roch nach verschmortem Gummi. Ich habe angehalten und nachgeschaut, ob ich etwas entdecken kann. Leider war die gebrochene Feder innen im Radkasten verborgen. Ich bin langsam weitergefahren und nach ein paar hundert Metern ist der Reifen mit lautem Knall geplatzt. Zum Glück war ich so langsam, dass ich augenblicklich stoppen konnte. Der zweite glückliche Zufall war, dass dies direkt vor einer Tankstelle geschah und sofort ein paar Männer kamen, die sich der Angelegenheit annahmen. Sie haben dann die ganze Vorderachse ausgebaut und die Feder ausgetauscht. Nach gut drei Stunden war der Schaden behoben. Ich bewundere diese Leute, was die so praktisch nebenher zustande bringen. Kosten der Angelegenheit ca. 64 €. Jetzt muss ich zumindest vorne zwei neue Reifen aufziehen lassen. Mal sehen wie teuer das wird.

Das größte Glück bei diesem Schaden war allerdings, dass es nicht einen Tag vorher auf der Fahrt zu den Schulbesuchen auf einer der Pisten passiert ist oder auf der Hauptstraße bei hoher Geschwindigkeit. Ich hätte dann wahrscheinlich den Wagen nicht in der Spur halten und schon gar nicht sicher abbremsen können. Dann wären wir vor einer Wand gelandet oder in den Abgrund geflogen. Ich stelle mir nicht vor, wie das hätte ausgehen können vor allem, da ich von Kinazi bis Ruhango noch unsere drei Fahrgäste im Auto hatte.

Also freut euch alle mit uns, dass wir weiterhin wohlbehalten und guter Dinge sind.

P1150581